Der Kalaschnikow Konzern und sein Verkaufsschlager
Richtet man die Frage nach einem typischen Russischen Produkt an einen Nicht-Russen, wird dessen Wahl bestimmt bald auf das berühmte Sturmgewehr des Typs AK-47 fallen. In abertausenden von Actionfilmen, wie beispielsweise „Lord of War“, spielt das mit dem signifikant gekrümmten Magazin ausgestatte Kampfgewehr die Hauptrolle.
Produziert wird das Original vom traditionellen Waffenbauer Kalashnikov Group (bis 2013 Izhevsk Machinebuilding Plant) in Russland. Dessen Geschichte reicht bis 1807 zurück, als Zar Alexander der Erste im Zuge der Napoleonischen Kriege eine Eisengiesserei zur Herstellung von infanterietauglichem Kriegsgerät in Auftrag gab.
Seit diesen Tagen stellt der Kalaschnikow Konzern primär schwere Maschinengewehre, Maschinenpistolen, Scharfschützengewehre, Sturmgewehre und Kampfbajonette her. Heutiger Jahresumsatz beläuft sich jährlich auf rund 135 Millionen US Dollar. In Anbetracht, dass der Waffenproduzent sich auf die Herstellung von „kleinem“ Kriegsgerät beschränkt und unter die Sanktionen der EU und der USA fällt, ist dies eine beträchtliche Summe.
Zu internationaler Berühmtheit gelangte die Kriegsschmiede durch den ausgebildeten Schlosser Michail Timofejewitsch Kalaschnikow, der den Allzeitklassiker AK-47 unter den Sturmgewehren entwickelte. Das in Treffgenauigkeit, Durchschlagskraft, Robustheit und vielseitiger Einsetzbarkeit zu seiner Zeit unübertroffene Gewehr, wurde 1947 in die Serienproduktion geschickt und bleibt bis heute in unzähligen bewaffneten Konflikten das Hauptinstrument am Boden operierender Kampftruppen.
Nach der Gründung des Warschauer Paktes, gehörte es für alle Verbündeten der Sowjetunion zur Standardausrüstung der infanteristischen Einheiten. Zur heutigen Zeit gehen verschiedene Schätzung davon aus, dass zwischen 50 und 100 Millionen einsetzbare AK-47 auf fünf Kontinenten im Umlauf sind. Die Schwarzziffer dürfte mit Einbezug der asiatischen und afrikanischen Plagiate weitaus grösser sein. Vor den im Zuge der Ukrainekrise verhängten Amerikanischen Sanktionen gegenüber Russland, lieferte die Kalashnikov Group jährlich 200’000 Exemplare in die USA.
Durch die grosse Bedienungsfreundlichkeit und die unkomplizierte Herstellungsfähigkeit, galt die AK-47 lange als „Waffe der Revolutionen“. So fand sie beispielsweise nach dem Unabhängigkeitskampf gegen die portugiesische Kolonialmacht ihren Weg auf die neue Landesflagge von Mosambik.
Michail Kalaschnikows Erfindung machte ihn weltberühmt und verschaffte ihm auch in seiner Heimat grosses Ansehen. Kurz vor seinem Tod im Jahre 2013 gestand er jedoch ein, „grossen seelischen Schmerz“ zu verspüren, er frage sich inständig, „ob wegen ihm Menschen gestorben seien, selbst wenn es Feinde waren.“
Till M. Widmer, studiert zur Zeit Russisch am Spracheninstitut Liden & Denz in Moskau