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Der Russin liebstes Kleidungsstück

Der Russin liebstes Kleidungsstück
15 September 2016

Bricht in Russland gegen Dezember die kalte Jahreszeit an, sind sie überall zu sehen. In allen Grössen, Formen und Farben gibt es sie zu kaufen. Kleine Mädchen, deren Mütter, und auch deren Mütter – alle tragen welchen.

Die Sprache ist von den üppigen Pelzmänteln – im Russischen шуба genannt-, die in Russland traditionell in jeden weiblichen Kleiderschrank gehören und speziell von Ehemännern zu ausserordentlichen Gelegenheiten an ihre Liebsten verschenkt werden. Was in West-Europa längst als nicht mehr gesellschaftstaugliches Modephänomen gilt – dies ist überwiegend den katastrophalen Produktions- und Tierhaltungszuständen geschuldet – erfreuen sich die Pelzmäntel im grössten Land der Welt ungebrochener Beliebtheit. Der Russische Markt für Pelzkleidung erzielt Jahr für Jahr grosse Absätze – Tendenz keineswegs fallend.

Die modische Obsession hat zweierlei Gründe, wobei als Aussenstehender nur schwer einzuschätzen ist, welcher an erster Stelle steht. Einerseits bietet der Echt-Pelz einen kälteresistenten Schutz vor dem unerbittlichen, Russischen Winter, welcher gerne Temperaturen unter der -20 Grad Celsius Marke mit sich bringt. Andererseits ist bis über die Landesgrenzen hinweg bekannt, dass die Russin keine Kompromisse in Stil- und Modefragen eingeht. Stets gut gekleidet, manchmal sogar ein bisschen zu akzentuiertes Make-Up aufgetragen, ist der Russischen Frau Funktionalität beim Kleiderkauf oft nicht erstes Prioritätsmerkmal. Der Pelz hinterlässt schlicht einen zeitlos-klassischen Eindruck auf das Gegenüber, was ihn zur perfekten Winterbekleidung auf den schneebedeckten Strassen Russlands macht.

Jährlich findet in St. Petersburg die Präsentation der neusten Pelzkreationen statt. Ein Event, welcher sich keine Oligarchen- oder Politikerfrau entgehen lässt. Die dortigen Verkaufspreise variieren von 2000 Euro für „Billigmodelle“ bis ins Unermessliche für ganz seltene Fellkreationen.

Gegen die Jahrhunderte währende Tradition des Pelztragens, regt sich aber auch in Russland vermehrt Widerstand. Westliche Tierschutzorganisationen, wie Peta, mobilisieren immer mehr junge Menschen, welche dem unwürdevollen Treiben in den Produktionsstätten der Pelzindustrie die Stirn bieten wollen. Ob jedoch jemals ein pelzfreies Russland zur Realität werden wird, bleibt zu hoffen, aber auch zu bezweifeln.

So ist es auch schon bald wieder soweit. Die Pelzsaison wird eröffnet und auf den Strassen Russlands wimmelt es von aufrecht gehenden Bärengestalten, welche durch das frostige Schneegestöber des „sibirischen Winters“ waten. Ein Hingucker sind sie allemal.

Till M. Widmer, studiert zur Zeit Russisch am Spracheninstitut Liden & Denz in Moskau

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