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Die Belagerung von Leningrad

Die Belagerung von Leningrad
16 Mai 2016

In den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 griff das von Adolf Hitler geführte Deutsche Reich die Sowjetunion unter Stalin an. Der zweite Weltkrieg erreichte Russland. Für Leningrad bedeutete der Krieg die Belagerung der Stadt. Weniger als drei Monate nach der Invasion erreichten die deutschen Truppen die Vororte der Stadt, in der noch etwa drei Millionen Menschen lebten, die nicht geflohen waren. Die Pläne für die ehemalige Hauptstadt und die Wiege der Revolution der Bolschewiken waren, „Leningrad durch dessen Zerstörung endgültig von den Weltkarten zu entfernen“. Doch zunächst musste die Stadt sich ergeben.

Am 8. September schnitten die Deutschen die Stadt von der letzten Versorgungsstraße ab und die tödlichste Belagerung in der Geschichte der Menschheit begann.
Die Blockade der Stadt erstreckte sich über 872 Tage, während denen die Deutschen die Stadt nur wenige Kilometer vom historischen Zentrum entfernt eingekreist hatten und sich dort verschanzten. Sie warfen Bomben über der Stadt ab, verhinderten, dass Versorgungsgüter die hungernde Bevölkerung erreichten, und warteten auf die Kapitulation.
Hitler hat optimistisch verkündet, die Stadt würde „wie ein Blatt fallen“. Die Menükarten für die Siegesgala, die in Leningrads bestem Hotel, dem ASTORIA, stattfinden sollte, waren bereits gedruckt.
Doch stattdessen starb die Zivilbevölkerung wie Fliegen in einem geschlossenen Mikrokosmos, mit nahezu keiner Nahrung, keiner Wärme, keinen Versorgungsgütern und keinem Fluchtweg. Die Menschen fielen zu tausenden einfach tot auf den Straßen um, unterernährt, erschöpft oder erfroren. Die Blockade von Leningrad hatte die größte Hungersnot in einer Industrienation in der Geschichte zur Folge – über eine Millionen Menschen starben.

Aber: Leningrad kapitulierte nie.

Wohl am beeindruckenden war, dass zwischen all dem Hunger und dem Leid, mit Tagesrationen von zwei dünnen Scheiben Brot von miserabler Qualität, großartige Kunstwerke entstanden. Dmitry Shostakovich verbrachte die Anfangsmonate der Belagerung gefangen in seiner Geburtsstadt, wo er die ersten drei Sätze seiner düsteren siebten (Leningrad-) Symphonie komponierte. Diese seien, wie er selbst anmerkte, ein Protest nicht nur gegen den deutschen Faschismus, sondern auch gegen Russland und sämtliche Tyrannei und totalitären Systeme.
Die unvergesslichste Aufführung der Symphonie fand am 9. August 1942 im belagerten Leningrad statt. Wegen der andauernden Bombenangriffe in unmittelbarer Nähe spielte ein ausgelaugtes, geschwächtes und hungerndes Orchester in einer bis auf den letzten Platz von hungernden, geschwächten Besuchern gefüllten Konzerthalle. Der Auftritt wurde in der ganzen Stadt über Lautsprecher übertragen, von denen einige in Richtung der deutschen Stellungen zeigten, als ein Zeichen des kulturellen Wiederstandes gegen die Gräueltaten

Die Leningrader Blockade wurde am 27. Januar 1955 aufgehoben, aber der Krieg wütete noch ein Jahr weiter, da sowjetische Soldaten hunderte Kilometer nach Berlin marschierten. Am 7. Mai 1945 unterschieb das deutsche Oberkommando die bedingungslose Kapitulation und der Krieg, der das Leben von 25 Millionen sowjetischen Bürgern forderte, war endlich vorüber. Aufgrund des Heldentums der Einwohner, die sich trotz der unerträglichen Bedingungen weigert, sich zu ergeben, wurde Leningrad die erste sowjetische Stadt, die 1944 die Auszeichnung als „Heldenstadt“ (город-горой) zugesprochen wurde.

 

Posted by Florian Kreuzer

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