Laufen für das wahre Riga
Laufen für das wahre Riga
Das merkwürdigste an Sportübungen ist, dass du dich wirklich furchtbar und richtig fantastisch gleichzeitig fühlen kannst. Besonders beim Joggen.
Es ist nicht so, dass man beim Rennen auf lange Distanzen viel beachten muss. Es ist eher eine banale Aktivität, fern von aufregendem Boxgong oder jeglichem Pfeifen. Wenn du es unbedingt möchtest, kannst du dir einfache, athletische Tennisschuhe kaufen. Es werden keine speziellen Manöver oder Leistungen oder Talente benötigt, keine spezifischen Bewegungen, die man noch lernen muss. Du rennst einfach los!
Vielleicht ist es die stumpfe Natur dieser Sportart oder auch das komisch gute Gefühl, welches in Reihe mit den kardiovaskulären Schmerzen kommt, die ich gleich am Anfang zu spüren bekomme, aber Laufen an mir unbekannten Plätzen hat mir schon immer geholfen, diese auch besser wahrzunehmen. Mit dem Auto rumzufahren ist zu unpersönlich. Du siehst weder Menschen, noch riechst du die verschiedenen Gerüche, weder hörst du die Naturgeräusche, noch spürst du die Veränderungen in den Nachbarschaften, während du in deiner motorisierten Blechkammer sitzt. Einfaches Gehen bringt dich sicherlich auch ans Ziel, aber ich bevorzuge das Laufen, einfach weil man dadurch weiter kommt und diese sensitiven Stimuli schneller in einem hervorgerufen werden. Es fungiert nahezu wie ein Katalysator für kulturelle Erfahrungen, wenn man es mit Autofahren oder Nutzen öffentlicher Verkehrsmittel vergleicht. Das kommt simpel gesagt dadurch, dass du die Stadt mit ihrer Kultur schneller und in einem ausgedehnten Tempo erkundest, auf einer viel persönlicheren Ebene. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich ein Land auf diese Weise immer besser kennenlernen konnte. Ohne Musik oder schicker Ausrüstung – ein Shirt, Shorts und bequeme Laufschuhe sind völlig ausreichend.
Und – Überraschung!
Diese Art von Erkundigungstour ist sooooo viel besser als den ganzen Tag auf das Gaspedal drücken zu müssen. Wer hätte das gedacht…
An alle Läufer oder Geher da draußen, oder auch an alle, die möglicherweise damit anfangen möchten (ich kann es von ganzem Herzen nur empfehlen) – wisse, dass es hier tausend tolle Plätze zum Entdecken gibt. Osteuropa hat eine Sache wirklich toll gemeistert, und damit meine ich das Anlegen von schönen Parks – und dabei ist Riga keine Ausnahme. Das letzte Wochenende bin ich 16km gelaufen, mit dem berühmten „Mežapark” im Norden der Stadt als Anhaltspunkt. Wenn man bedenkt, dass der Park ein Waldgarten ist und einen Knotenpunkt für verschiedene Aktivitäten darstellt, war ich nicht überrascht, dass dieser „Baumpark“ so unglaublich genial war. Lange verwinkelte Wege, keine störenden Menschenmassen, zahlreiche Plätze für Aktivitäten und ruhige Spielplätze, sowie auch Fußwege entlang des Flusses “Kīšezers” – das alles trägt dazu bei, dass dieser Park von mir zum Besten in Riga gekürt wurde. Des Weiteren gibt es dort auch einen Riga Zoopark, den man besuchen kann, und eine Gedenkstätte für die Opfer des Kaiserwald Konzentrationslagers, welches zur Zeit des 2. Weltkrieges genau dort lag.
Für meine Zwecke war diese Laufrunde ein sehr angenehmer Wechsel. Das Atmen frischer Waldluft vs. verschmutzter Stadtluft mal abgesehen hatte ich die Chance mehr Wege zu entdecken und den Wald auf ganz neue Art und Weise zu erleben, anstatt ihn einfach nur von der Straße zu fotografieren. Wenn ich das so gewollt hätte, könnte ich auch mal auf Google Maps vorbeischauen… Außerdem hat die Schönheit des Waldes eine beruhigende Wirkung und führt zu Stressabbau. Viele könnten damit argumentieren, dass Laufen anstrengend ist und keinen Spaß macht, aber ich kann dem nur widersprechen. Es war wirklich besser als alles andere.
Und ihr habt jetzt nur über eine meiner Erfahrungen gelesen. Bleibt auf dem Laufenden, wenn ich über weitere Routen und Zielorte in zukünftigen Blogeinträgen berichte. Für alle Läufer und die es noch werden möchten bzw. auch an jeden Outdoorabenteurer: In Riga gibt es viele Laufwege zu entdecken! Auf diese Weise entdeckst du nämlich das echte Riga!
Originaltext verfasst von Mark Kennedy, aus dem Englischen von Julia Manoschkin