Moskaus Danilowskij Markt: In 80 Minuten um die Welt
Am Wochenende habe ich großen Hunger auf selbstgemachten usbekischen Plow bekommen. Zuhause in Deutschland kommt dieser jede Woche mindestens einmal auf den Mittagstisch und dementsprechend groß war meine Sehnsucht danach. Da ich schon länger das Ziel hatte, einen typisch russischen Markt in Moskau zu besuchen, habe ich beides direkt verbunden und wollte frische Lebensmittel für meinen Plow auf dem Markt einkaufen. Die Entscheidung fiel recht schnell auf den Danilowskij Markt.
Der Danilowskij Markt existiert schon seit vielen Jahrhunderten – lange bevor das heutige, moderne Gebäude entstand. Benannt wurde er nach dem ältesten Kloster in Moskau, dem Danilow-Kloster, das sich in der Nähe befindet. Im Jahre 1282 wurde es von Prinz Daniel, dem jüngsten Sohn von Prinz Alexander Newski, gegründet. In der Nähe der Klöster florierte der Handel und aufgrund dessen wird davon ausgegangen, dass der Handelsplatz an diesem Ort schon zwischen dem 13. und 19. Jahrhundert existierte.
In den 1970er Jahren begann dann die Planung des Gebäudes nach den Bautrends großer Agrarmärkte in Moskau. Besonders war jedoch eine damals fortschrittliche Technologie – Gewölbehüllen aus Stahlbeton. Sie wurden zur Abdeckung großer Flächen, ohne Zwischenstützen, eingesetzt. So entstand das auffällige kuppelförmige Dach des Gebäudes.
Die Idee, den Danilowskiij Markt mit einer Kuppel zu bedecken, stammt von den Architekten Felix Novikov und Gavriil Akulov. Inspiriert wurden sie von der Kuppel der Sporthalle „Friendship“, die damals für die Moskauer Olympiade in Luzhniki gebaut wurde und von den Moskauern als „Schildkröte“ bezeichnet wird.
Der Bau des Gebäudes wurde 1986 abgeschlossen.
Der Danilowsij Markt ist ein Handelsplatz, auf dem frische und vielfältige Produkte vertrieben werden. Ergänzt wird er durch ein durchdachtes Bistrokonzept, saisonale Messen und gastronomische Festivals. Ihr könnt als nicht nur Produkte aus den Regionen Russlands und der GUS-Staaten einkaufen, sondern auch in den Cafés rund um den Markt zu Mittag essen. Der Markt verfügt heute über rund 30 Restaurantkonzepte aus verschiedenen Ländern und Kulturen, frei nach dem Motto „In 80 Minuten um die Welt“. Ihr könnt sogar Restaurants berühmter Persönlichkeiten in der Gastronomie-Branche finden, wie zum Beispiel United Kitchen von Andrey Ryvkin, K-Town von Alexander Khan oder auch das vietnamesische Café Bổ. Habt ihr Lust auf Peking-Ente oder eher Heißhunger auf Falafel? Wolltet ihr schon immer armenisches Dolma oder marokkanisches Tazhin probieren? Der Danilowskij Markt macht es möglich – vom Luxus-Burger bis zur dagistanischen Küche ist dort alles zu finden.
Das umfangreiche Angebot an Restaurants zieht die Moskauer an und macht den Markt zu einem beliebten Treffpunkt.
Der Danilowskij Markt ist für Bewohner aller Stadtteile einfach zugänglich, da es sich in unmittelbarer Nähe der Metrostation Tulskaya befindet und über genügend Parkplätze verfügt. Er ist in der Straße Mytnaya Ulitsa 74 zu finden und jeden Tag von 08:00 bis 21:00 Uhr geöffnet. Solltet ihr mal dringend frische, leckere Lebensmittel benötigen, aber überhaupt keine Zeit haben einkaufen zu gehen, könnt ihr euch die Produkte über die Homepage nach Hause oder ins Büro liefern lassen. Generell ist die Homepage des Danilowskiij Markts ist einen Besuch wert, jedoch leider nur, wenn eure Russischkenntnisse ausreichen, da sie über keine englische Übersetzung verfügt. Auch auf Facebook, Instagram und VKontakte ist der Markt vertreten.
Ich habe mich also Montagnachmittag auf den Weg zum Danilowskij Markt gemacht, nachdem sich mein Hunger auf usbekischen Plow am Wochenende nicht gelegt hatte. Von der Metrostation Tulskaya war das moderne Gebäude mit dem kuppelförmigen Dach direkt sichtbar und so musste ich nicht lange suchen. Tatsächlich war ich von dem einladenden Gebäude des Marktes überrascht und umso aufgeregter, endlich hineinzugehen. Nach dem Eintritt ins Gebäude habe ich mich direkt wohl gefühlt und meine Augen konnten sich gar nicht entscheiden, wo sie zuerst hinschauen sollten. Besonders von den bunten, exotischen Früchten konnte ich meinen Blick nicht abwenden und es gab Gemüse und Gewürze, soweit das Auge reichte.
Nachdem ich einige Runden in der Halle spaziert bin, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen, habe ich mich für einen kleinen Snack zur Stärkung entschieden. Die Wahl fiel auf die dagistanische Küche und eine kleine Portion Teigtaschen, gefüllt mit Kartoffeln – super lecker und empfehlenswert!
Anschließend habe ich mich auf die Mission gemacht, die benötigten Lebensmittel für den Plow einzukaufen. Egal an welchem Stand ich stehen blieb (nicht immer ganz freiwillig, da die Verkäufer etwas penetrant sein können), wurde ich gerne beraten und freundlich behandelt. Ich kaufte also frische Möhren, Zwiebeln und Knoblauch an einem Gemüsestand und zog dann weiter zur Fleischtheke. Dort teilte ich der Verkäuferin meinen Plan mit und sie empfahl mir ein frisches Stück Rindfleisch. Ich wurde sogar ganz nett aufgefordert daran zu riechen, um mich von der Qualität zu überzeugen. Nachdem dies erledigt war, gelangte ich zu einem Stand, an dem ich den Reis kaufen wollte. Der nette Herr dort gab mir den Tipp, welche seiner Reissorten am besten zu usbekischem Plow passen würde. Und weil er so nett war, habe ich mich auch glatt zum Kauf von ein paar Pflaumen überreden lassen. Das ist etwas, was man dort beachten muss – wenn man so wie ich, nicht so gut „Nein“ sagen kann, sollte man auf dem Markt am besten jemanden dabeihaben, der dies für einen erledigt. Meine Produkte waren eingekauft und ich habe mich nach 3 Stunden auf dem Markt auf den Nachhauseweg gemacht.
Der Danilowskij Markt ist ein schöner Ort, um Lebensmittel einzukaufen, die vielleicht etwas teurer als im Supermarkt, aber dafür meistens frischer und leckerer sind. Großartig dort sind jedoch ganz klar die kleinen Straßenrestaurants aus aller Welt, die den Besuch besonders empfehlenswert machen. Das war auf jeden Fall nicht mein letzter Besuch auf dem Danilowskiij Markt und das nächste Mal werde ich definitiv die berühmte Pho Bo Suppe dort probieren.
Na, habt ihr Hunger und Lust auf einen Besuch bekommen?