Menu

Romantik in der russischen Folklore: Die Rusalka und der Vodyanoy

Romantik in der russischen Folklore: Die Rusalka und der Vodyanoy
27 Oktober 2020

Die russische Mythologie hat eine interessante Auswahl von Unterwasserfiguren. In diesem Artikel wird auf zwei Figuren konzentriert: den Vodyanoy (водяной), den männlichen Wassergeist, und die Rusalka (русалка), den weiblichen Wassergeist. Wie Du wahrscheinlich schon erraten hast, heiratet der Vodyanoy die Rusalka, und sie leben glücklich zusammen. Allerdings ist es in Wirklichkeit nicht so einfach… 

Der Vodyanoy

Es wird geglaubt, dass der Vodyanoy ein spezifisches Gewässer bewohnt und dort alle Geschehnisse kontrolliert. Sein Aussehen ist ohne Ausnahme ekelhaft: typisch hat er aufgeblähte, schmierige Haut in unterschiedlichen Grün- und Blautönen. Noch dazu ist er vollständig böse. In seinen dunklen Gewässern zu warten und unschuldige Leute zu überraschen und zu ertrinken ist sein Lieblingshobby – er wird aber vielleicht darauf verzichten, wenn er durch Opfergaben besänftigt wird. Der Vodyanoy ist vermutlich auch mit der Rusalka (einer oder mehreren) verheiratet.

Russian folklore

Die Rusalka

Im Gegensatz zu dem Vodyanoy variieren Glauben über das Aussehen und den Charakter der Rusalka sehr stark. Es wird meistens geglaubt, dass sie eine bezaubernd schöne junge Frau mit einem Fischschwanz ist, aber im russischen Norden, in Westsibirien, im Ural und in der Wolga-Region ist sie ein hässliches altes Weib. Ebenfalls ist sie in denen Regionen bedrohlich, und verlockt junge Männer, um sie zu ertränken, während sie im Südwesten Russlands spielerisch eher als böswillig ist.

Russian folklore

Ein Konflikt zwischen heidnischen und christlich-orthodoxen Glauben?

Die heidnischen Urslaven betrachteten die Rusalka als Beschützerin der Natur und Symbol der Fruchtbarkeit, die allen Pflanzen das Leben gibt. Später wurde sie aber nicht mehr hauptsächlich als Lebensquelle betrachtet, sondern als Manifestation des Bösen voller ‘unreiner Geister’ (нечистые силы). Sie soll durch einen ‘unreinen Tod’ dazu geworden sein: sie sei entweder ungetauft oder durch Suizid gestorben (andere glauben auch, dass die Rusalka ein Baby war, das unehelich geboren und ertränkt wurde). 

Gruselig! Aber interessant ist, dass die veränderte Betrachtung der Rusalka stark von dem Christentum geprägt ist, deswegen wurde die Rusalka in den letzten Jahrhunderten immer mehr mit dem Teufel assoziiert und mit dem Kreuzzeichen vertrieben. Also, obwohl es keine Märchengeschichte ist, ist dies ein faszinierendes Beispiel davon, wie in Russland heidnische slawische Traditionen und das orthodoxe Christentum zusammenkommen!

Dieser Artikel wurde von Olivia geschrieben, einer jetzigen Studentin bei Liden & Denz Moskau

Posted by Olivia Wright

Hi, I'm Olivia and I'm currently studying German and Russian at the University of Cambridge in the UK. I was introduced properly to Russia and its culture two years ago, when I started learning Russian from scratch, and am now a big fan!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Verwandte Beiträge
Ein Visum beantragen kann oft ein Alptraum sein. Ich weiß nicht, ob ihr den Film „Asterix erobert Rom“ (The Twelve Tasks of Asterix) gesehen ...
Weiter
Wer kennt sie nicht? Die wunderschönen Holzpuppen, die ineinander geschachtelt werden: die russische Matrjoschka (Матрёшка)! Es ist das ...
Weiter
Liden & Denz St.Petersburg offers unpaid internships to undergraduate or graduate students wishing to combine work and study in Russia. ...
Weiter
Jūrmala ist bereits seit dem 18. Jahrhundert ein beliebter Badeort. Nach dem Krieg mit Napoleon liessen sich hier zurückkehrende Russische ...
Weiter