Die 7 slawischen Götter der Kiewer Rus

Wladimir der Grosse war ein Heide, bevor er das Christentum annahm und die gesamte Kiewer Rus taufte. Nach seiner Machtübernahme im Jahr 978 errichtete er einen Tempel, der 6 seiner slawischen Lieblingsgötter gewidmet war, um in den Köpfen seines Volkes eine Verbindung zwischen sich und den Göttern herzustellen. Von den im heidnischen Russland verehrten Göttern kennen wir nur 7, weil diese in der Nestorchronik, also der ersten Zeitung Russlands aus dem Jahr 1113, aufgezeichnet wurden.
Welche slawischen Götter gab es in der Kiewer Rus?
Perun
Der Gott des Himmels, des Donners und des Krieges. Perun sieht aus wie ein muskulöser Krieger mit einem imposanten, roten Bart. Manchmal trägt er auch einen Vorschlaghammer oder einen Pfeil und Bogen bei sich. Als Wladimirs Liebling galt er als der mächtigste und höchste Gott des Tempels.
Für die meisten Statuen wurde Eichenholz oder Stein verwendet. Im Fall von Perun war Eichenholz das am häufigsten verwendete Material für die Anfertigung seiner Statuen. In zahlreichen Dörfern wurde seine Statue in die bedeutendste Eiche der Gegend geschnitzt.
Dazhbog
Wörtlich übersetzt bedeutet der Name Dazhbog so viel wie «Gebergott» oder «Spendergott». Das Volk wählte ihn, weil er für die Verteilung des Reichtums und die Bereitstellung der Sonne zuständig war. Oft wird er mit einem Sonnenkranz um den Kopf und einer Sonnenkugel in der Hand dargestellt.
Von Tag zu Tag wurde er geboren und wurde immer älter im Laufe des Tages. Er starb zum Sonnenuntergang, um am nächsten Morgen mit dem Sonnenaufgang wiedergeboren zu werden.
Stribog
Der Gott der Winde, der Luft und des Himmels sowie der Sohn von Perun. Er ist ein Gott, der immer in Bewegung ist, da er aus dem Wind eines schwingenden Hammers entstanden ist. Er wandert in offenen Räumen umher und kann sich in die winzigsten Öffnungen hineinzwängen.
Sein Aussehen erinnert an einen alten Mann, der oft einen goldenen Bogen oder ein Jagdhorn in der Hand hält, mit dem er den Wind herbeiruft. Er gilt als etwas ungesellig und lässt sich in der Regel nicht mit den anderen Göttern ein, aber wenn er gebraucht wird, kommt er trotz seines Alters schnell zur Hilfe.
Trotz seiner vielen grossartigen Eigenschaften verehrten die Menschen ihn vor allem deshalb, weil er nach jedem harten Winter mit einem Luftzug den Frühling zurückbrachte.
Simargl/Semargl
Als Gott des Feuers und der Fruchtbarkeit wurde er als rechte Hand von Perun angesehen. Simargl konnte seine Erscheinungsform ändern und sah entweder wie ein junger, von Flammen umgebener Krieger oder wie ein grosser, geflügelter Hund oder Löwe aus. In den meisten Fällen bevorzugte er die Gestalt des Hundes. Er konnte mit seinen Flügeln fliegen, und die Menschen hielten ihn für ziemlich klug und flink.
Mokosh
Sie ist die einzige weibliche Gottheit in Wladimirs Götterwelt. Mokosh ist die Göttin des Schicksals und die Beschützerin der Frauen bei der Geburt eines Kindes. Auch über das Weben und Spinnen wachte sie. Sie war gerne als alte Frau gekleidet, wanderte durch die Gegend und besuchte die Menschen in ihren Häusern während der Fastenzeit.
Hors
Hors gilt als einer der geheimnisvollsten Götter des heidnischen Russlands. Über ihn scheint nicht viel geschrieben worden zu sein. Allerdings wissen wir zumindest, dass er der Gott der Sonnenscheibe war. Nachts verbarg er sich unter der Erde, während er tagsüber durch den Himmel zog. Ausserdem wird er mit Heilung und Krankheit assoziiert.
Obgleich es an Informationen über diesen Gott mangelt, wissen wir, dass er für das Volk der Rus wichtig gewesen sein muss. Schliesslich befand sich seine Statue im Pantheon gemeinsam mit den anderen Göttern, die für Fürst Wladimir von grosser Bedeutung waren.
Veles
Herrscher über die Unterwelt, die Ernten und das Vieh. Veles war in den nassen Niederungen zu finden. Seine Beschreibung zufolge war er wollig, nass, haarig und dunkel und hatte ein besonderes Interesse an Reichtum, Musik, Magie und Betrug. Weil er ein hinterhältiger, schelmischer Gott war, der Peruns Sohn, Frau, Vieh und alles, was er in die Finger bekam, stahl, war er Peruns Feind und sie lagen oft im Krieg. Wegen dieser Diebstähle kam es zu Angriffen von Perun, der Blitze auf das Tal warf, in dem Veles lebte. Zu seinem Glück konnte er sich zum Selbstschutz in einen Baum, ein Tier oder sogar einen Menschen verwandeln… zumindest für eine kurze Zeit.
Das Volk glaubte, dass diese Kriege für den Wechsel der Jahreszeiten verantwortlich waren. Die Trockenperiode bedeutete, dass Veles wieder stahl, während die Stürme darauf hindeuteten, dass Perun seinen Besitz verteidigte und Veles wieder in seinen Schatten stellte. Perun war also erfolgreich, denn Veles wurde besiegt und verbannt, womit alles, was er gestohlen hatte, wieder zurückgegeben wurde. Diese Verbannung dauerte jedoch nicht ewig und Veles kehrte jedes Jahr zurück, um den Zyklus erneut zu beginnen.
In der Kiewer Rus war die Statue von Veles nicht im Pantheon aufgestellt, sondern befand sich am Fuss des Hügels in der Nähe des Marktplatzes, deutlich entfernt von Perun.
Ehrenvolle Erwähnung
Rod
Er gehört nicht zu den Göttern in Wladimirs Tempel, wahrscheinlich weil er zu dieser Zeit nicht mehr existierte. Dennoch ist er einer meiner persönlichen Favoriten und verdient eine ehrenvolle Erwähnung, schon allein, weil er so cool war. Rod war der Schöpfer aller Dinge und somit auch der anderen Götter, was ihn technisch gesehen zum allerhöchsten slawischen Gott macht.
Er kam in einem goldenen Ei auf die Erde und schlüpfte selbst wie ein Küken. Nachdem er alles erschaffen hatte, merkte er, dass ihm etwas fehlte. Also hauchte er auf die Erde und brachte auf diese Weise die Göttin der Liebe (Lada) zur Welt. Auch sie erschien in Form eines Eies auf der Erde, und als sie aus dem Ei schlüpfte, strömte die Liebe heraus.
Sobald Rod seine Arbeit beendet hatte, verschwand er einfach, was wahrscheinlich erklärt, warum er nicht in Wladimirs Tempel ist.
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