Поехали! – Tag der Kosmonauten in Russland
Jedes Jahr gedenkt der 12. April mit dem Tag der Kosmonauten dem ersten bemannten Raumflug durch Juri Gagarin im Jahre 1961. Dieser Tag zählt als historisches Datum für die Geschichte und den Pioniergeist der Raumfahrt. Die damalige Sowjetunion setzt mit ihrem ersten bemannten Weltraumflug einen entscheidenden Meilenstein für die Zukunft der gesamten Raumfahrt – der Beginn einer neuen Ära. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat den 12. April zum internationalen Tag der bemannten Raumfahrt erklärt.
Ein besonderer Mensch, der eine maßgebliche Rolle an diesem Tag spielte, ist der russische Kosmonaut Juri Gagarin. Er begab sich vor 58 Jahren in dem sowjetischen Raumschiff Wostock 1 ins All und sollte als erster Mensch der Welt eine komplette Erdumrundung erleben. Gestartet ist er am 12. April 1961 um exakt 06:07 Uhr im russischen Baikonur und umkreiste an Bord des Raumschiffes die Erde – mit einer Höhe von rund 300 Kilometern und einer Geschwindigkeit von etwa 29.000 km/h.
Der Flug war natürlich alles andere als ungefährlich, doch Juri Gagarin sah seinem möglichen Schicksal gefasst entgegen. Auch als sich seine Raumkapsel beim Eintritt in die Erdatmosphäre nicht ordnungsgemäß von der Versorgungseinheit des Raumschiffs trennte und um die eigene Achse schwebte. Gott sei Dank war der dramatische Moment schnell vorüber und Juri Gagarin landete rund 26 Kilometer südwestlich der Stadt Engels im Oblast Saratow – ein Triumph für die Sowjetunion!
Doch dieser Pionierflug war für die Sowjetunion erst einmal nicht sehr wahrscheinlich: Die Russen lagen technologisch weit zurück und es war zuvor einiges schiefgelaufen. Die Trägerrakete war zunächst ein Problem, Testflüge mit Tieren endeten tödlich und im Nedelin-Desaster waren ein halbes Jahr zuvor bei einer Raketenexplosion auf dem Testgelände in Kasachstan um die 100 Menschen ums Leben gekommen. Aufgrund dessen schätzten selbst die Initiatoren der Veranstaltung die Erfolgsquote auf 50 Prozent. Umso größer war die Freude also nach dem gelungenen Flug.
Doch was war das Besondere an Juri Gagarin, das ihn dazu berechtigte, der erste Mensch zu sein, der ins All fliegen durfte? Auf den ersten Blick nicht viel: Er war der Sohn eines Bauern und ein relativ kleiner, unter 1,70 m großer Familienvater, der zum Zeitpunkt des Fluges 27 Jahre alt war. Der „Kosmonaut Nr. 1“ wurde er insbesondere wegen seiner menschlichen Qualitäten. Er galt als vernünftig und bescheiden und verfügte über die richtige Portion Realismus, Lebenskenntnis und vor allem Gelassenheit. Diese zeigte sich vor allem beim Abflug – mit seinem legendären Aufruf „Поехали!“ (Auf geht’s) hat er das aufregendste Erlebnis der Menschheit festgehalten.
Während des 108-minütigen Flugs hatte Gagarin aufgrund der vollautomatisierten Bedienung des Raumschiffs genug Zeit für die erste Betrachtung des „blauen Planeten“, wie er die Weltkugel nannte, von oben. Dann landete er auf einem Feld in der Nähe des Dorfes Smelowka in Russland und wurde bereits sehnsüchtig erwartet. Durch das Radio hatte die ganze Sowjetunion von dem ersten Weltraumflug mit einem Kosmonauten an Board erfahren. Menschen tanzten auf den Straßen, feierten Juri Gagarin und freuten sich gemeinsam über den erfolgreich bewältigten Flug ins Weltall.
Und das tun sie bis heute noch: Jedes Jahr am 12. April finden auf allen Kontinenten des „blauen Planeten“ Partys zum Gedenken an diesen erlebnisreichen Tag statt. Das Motto ist „Yuri´s Night“ – zum Gedenken an den ersten Menschen im All.
Kosmonautenmuseum
Zu Ehren dieses Ereignisses, dokumentiert das Kosmonautenmuseum in Moskau die sowjetische Raumfahrt und ihre Technik. Von der R-7 über den Sputnik bis zur Raumstation „Mir“ und der Raumfähre „Buran“ – in dem Museum nahe dem Ausstellungsgelände der Errungenschaften der Volkswirtschaft (WDNCh), direkt an der gleichnamigen Metrostation, dürfen Besucher sich in die Welt des Weltalls begeben.
Beeindruckend ist das Museum bereits von außen: Das Dach des Gebäudes besteht aus einem parabelförmig gebogenen und zusammenlaufenden Turm, an dessen Spitze sich in 107 Metern Höhe eine Rakete, zum Himmel geneigt und bereit zum Start, befindet. Das Museum besteht aus einem Flachbau mit der Ausstellung und einem Denkmal „Für die Eroberer des Weltraums“, welches von dem Bildhauer Faidysch-Krandijewski und den beiden Architekten Koltschin und Barschtsch entworfen wurde, auf dem Dach. Es wurde 1964 zur Ausstellung ergänzt, nachdem die Raumfahrt nach dem Erfolg Juri Gagarins 1961 als ersten Menschen im Weltraum, zunehmend an Popularität gewann. Sowohl das Dach als auch das Denkmal sind mit Platten aus Titan verkleidet und erzeugen auf diese Art je nach Lichteinfall einen silbrigen Glanz.
Auf der Hinterseite können Besucher des Museums die Statue des russischen Raketenpioniers Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski betrachten, der 1857 geboren wurde und bis 1935, dem Jahr seines Todes, wesentliche Grundlagen der Raumfahrt-Physik entwickelte, wie die Raketengrundgleichung im Jahre 1903.
Hinter dieser Statue, beginnt die Kosmonautenallee mit Büsten sowjetischer Weltraumspezialisten und Kosmonauten, wie Sergej Koroljow, Juri Gagarin oder Walentina Tereschkowa. Übrigens wird genau dort jedes Jahr der Kosmonautentag gefeiert.
Auf der gegenüberliegenden Seite, direkt zugänglich von der Metrostation WDNCh, befindet sich der Eingang des Museums. Von einem halbringförmigen Ausstellungsraum gelangt man in den zentralen Hauptraum mit weiteren Ausstellungstücken und der großen Kosmonautenskulptur – dem zentralen Objekt der Ausstellung. Angestrahlt von zahlreichen Scheinwerfern, steht dort eine sechs Meter hohe Skulptur eines scheinbar lächelnden Kosmonauten mit weit ausgebreiteten Armen. Hinter ihm befindet sich eine Weltkugel aus verschiedenen, ineinander verwobenen Lebewesen. Beides, sowohl der Kosmonaut als auch die Weltkugel, sind aus Bronze gegossen. Besonders beeindruckend ist die Wand hinter den beiden Objekten: Sie besteht aus farbigen Glasfenstern, die stark an Kirchenfenster erinnern und von hinten beleuchtet werden.
Doch das Museum ist nicht nur architektonisch wunderschön anzusehen. Auch Ausstellungsstücke sind beeindruckend und geben Besuchern das Gefühl, dem Weltall ein Stück näher zu kommen. Neben Exemplaren der Sputnik- Satelliten, kann man Trainingsgeräte zur Vorbereitung der Kosmonauten, Raumanzüge und sogar Teile der Sojus-Raketen besichtigen.
Obwohl das Museum von Anfang an geplant war, wurde es erst am 10. April 1981 und damit zwei Tage vor dem 20. Jubiläum der ersten bemannten Raumfahrt, fertiggestellt und eingeweiht. Es sollte neben weiteren Informationen zur Technik und der Geschichte der Raumfahrt, auch deren Bedeutung für die russische Kultur ausdrücken. Auch nach dem Zerfall der Sowjetunion im Dezember 1991, blieb das Kosmonautenmuseum in der gesamten Zeit erhalten und präsentierte bis 2006 das Material aus der Zeit von 1959 bis 1991, ab 2009 dann die heutige, umfangreiche Ausstellung.
Das Museum ist jeden Tag einen Besuch wert, aber am 12. April eines jeden Jahres wird die erste bemannte Raumfahrt auf dem ganzen Gelände des WDNCh besonders geehrt.
Denn ein spezielles Festival mit mehreren Veranstaltungen, findet dort an diesem besonderen Tag statt. Die Feier beginnt in Korolyov, in der Moskau Oblast, mit einer Ehrenzeremonie für die Weltraumforschung. Die Zeremonie geht auf dem Roten Platz weiter, um das Grab von Juri Gagarin zu besuchen, welches sich in der Nekropolis der Kremlmauer befindet. Danach geht es weiter zu der oben bereits beschriebenen Kosmonautenallee, in der die Büsten der Menschen ausgestellt sind, die eine tragende Rolle in der sowjetischen Raumfahrt gespielt haben. Die Hauptveranstaltungen dieses Events finden anschließend auf dem Ausstellungsgelände des WDNCh statt.
Das klingt für mich nach einem sehenswerten Ereignis und einem besonderen Plan für den 12. April 2019. Werde ich euch dort treffen? Oder wie feiert ihr dieses Jahr Juris Nacht?